Ist die KI-Party vorbei?

Die zweite Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident hat eine Reihe von Maßnahmen und politischen Veränderungen mit sich gebracht, die erhebliche Auswirkungen auf Europa als KI-Standort haben könnten.
Während in der EU mit dem AI-Act bereits 2024 das weltweit erste Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz verabschiedet wurde, soll nun in USA die völlige Deregulierung stattfinden, wodurch die Entwicklung der neuen Technologie weiter gefördert werden soll. Die Maßnahmen der Trump-Administration könnten dabei erhebliche Herausforderungen für die Nutzung von KI in der EU darstellen.
So könnten Exportbeschränkungen für fortschrittliche KI-Chips und KI-Modelle die technologische Entwicklung und Nutzung von KI in der EU erheblich beeinträchtigen. Sollten die USA darüber hinaus tatsächlich ihre sicherheitspolitischen Verpflichtungen in Europa reduzieren, könnte dies zu einer grundlegenden Veränderung der europäischen IT-Sicherheitsarchitektur führen.
Sollten die USA aber tatsächlich ihre sicherheitspolitischen Verpflichtungen in Europa reduzieren, könnte dies jedoch insgesamt zu einer grundlegenden Veränderung der europäischen Sicherheitsarchitektur führen. Ein Rückzug der USA könnte die Fähigkeit Europas zur Abwehr von Cyber-Bedrohungen erheblich schwächen, da wichtige Informationen und Technologien fehlen würden. Dies könnte zu einer erhöhten Anfälligkeit für Cyber-Angriffe führen, die kritische Infrastrukturen wie Stromnetze, Kommunikationssysteme und Finanznetzwerke betreffen könnten. Die USA bieten erhebliche technologische Unterstützung und Expertise im Bereich der Netzwerksicherheit. Ein weiterer wichtiger Sicherheitsfaktor, der ebenfalls wegfallen könnte, ist der Austausch von Geheimdienstinformationen zwischen den USA und europäischen Ländern. Ein Rückzug könnte den Zugang zu geheimen Informationen und Sicherheitslösungen einschränken, was die Fähigkeit Europas zur Sicherung seiner Netzinfrastruktur beeinträchtigen könnte. Diese Beschränkungen könnten den Zugang zu wichtigen Technologien und Ressourcen einschränken, was dann auch Einfluss auf die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen haben würde.
Dieser Informationsaustausch der Geheimdienste und IT-Sicherheitsbehörden ist entscheidend für die frühzeitige Erkennung und Abwehr von Bedrohungen. Für die Nutzung von KI ist ein sicheres Netzwerk essentiell. Angreifer könnten versuchen, KI-Modelle zu manipulieren, um falsche Ergebnisse zu erzeugen. Auch könnte auf die bei der Nutzung der KI verwendeten sensiblen Daten -sei es personenbezogene Daten oder Firmengeheimnisse- zugegriffen werden. Cyberangriffe können auch die Verfügbarkeit von KI-Systemen beeinträchtigen. Eine robuste Netzwerkstruktur stellt also sicher, dass die Systeme auch bei Angriffen funktionsfähig bleiben und hilft, die Integrität der Modelle zu bewahren. Ohne die Zusammenarbeit mit den USA könnte Europa weniger effektiv auf Bedrohungen reagieren und es wird Jahre dauern, bis man hier entsprechende Verbesserungen erzielen kann, schon weil Fachkräfte fehlen. Daneben sind die USA immer noch führend in der technologischen Innovation im Bereich der Netzwerksicherheit. Ein Rückzug könnte demnach den Zugang zu neuen Technologien und Innovationen einschränken, was die Fähigkeit Europas zur Weiterentwicklung seiner Sicherheitsmaßnahmen beeinträchtigen könnte.
Ein Ausweg könnte darin liegen, auf andere Technologien auszuweichen. Durch die Nutzung von Alternativen wie DeepSeek und die Entwicklung eigener KI-Modelle wie OpenEuroLLM könnte die EU jedoch ihre technologische Souveränität stärken. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Digital Europe Programme gefördert und startete am 1. Februar 2025. Immerhin wird das Projekt in einem ersten Schritt mit 56 Mio. Euro finanziert, es soll aber noch mehr Geld über die Partner hereinkommen. Angesichts der Ankündigung aus den USA über Milliarden-Investitionen erscheint dies erst einmal eine verschwindend geringe Summe. Allerdings wurde ChatGPT 4.0 nach Schätzungen auch erst mit einer Investitionssumme von „nur“ 75 Mio USD entwickelt und vor allem trainiert.
Die Einführung von Deepseek hat aber auch gezeigt, dass die Nutzung von KI in erheblichen Maße auch von dem Vertrauen der Nutzer auf die Ergebnisse i.e. die Vorhersagen der Sprachmodelle abhängt. Das Beispiel des „tank man“ dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Das sinkende Vertrauen in KI, die von einem despotischen Handelsregime entwickelt wurde, ist aber eine berechtigte Sorge. Hier sollte die EU daher keinen Schritt zurückweichen und etwa eine Deregulierung vornehmen. Vertrauen in KI entsteht, wenn die Modelle transparent, risiko-bewusst und nachvollziehbar sind. Wichtig ist daher, dass die EU strenge Anforderungen an die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Modellen stellt, um sicherzustellen, dass diese ethisch und verantwortungsvoll entwickelt und eingesetzt werden. Unabhängige Überprüfungen und Zertifizierungen könnten dazu beitragen, das Vertrauen in KI-Modelle zu stärken.
Insgesamt könnten die Maßnahmen der Trump-Administration also erhebliche Herausforderungen für Europa als KI-Standort darstellen. Die EU hat jedoch bereits Gegenmaßnahmen ergriffen und könnte weitere Schritte unternehmen, um ihre wirtschaftliche und technologische Souveränität zu stärken. Das kann man auch als Chance sehen.